spanische Kolonien

spanische Kolonien
spanische Kolonien,
 
der überseeische Besitz Spaniens. - Im Rahmen der überseeischen Expansion der Europäer sicherte sich Spanien zunächst im Laufe des 15. Jahrhunderts die Kanarischen Inseln, 1497 in Marokko Melilla sowie 1580 Ceuta. Nach der Entdeckung Amerikas durch C. Kolumbus baute es dort ein Kolonialreich von Florida und Kalifornien bis in den Süden des Kontinents auf. Ab dem 16. Jahrhundert entstanden eine Reihe von Vizekönigreichen: 1536 Neuspanien, 1543 Peru, 1739 Neugranada, 1776 Río de la Plata; 1777 wurde Kuba, 1778 Chile Generalkapitanat.
 
Der überseeische Besitz wurde als Patrimonialeigentum der spanischen Krone betrachtet, die Kolonien wurden grundsätzlich wie das Mutterland behandelt. Oberstes Regierungsorgan war ab 1524 der Consejo real y supremo de las Indias am Hof. Oberste Handels- und Steuerbehörde war die 1503 eingerichtete Casa de la contratación in Sevilla. Die spanische Krone beanspruchte das Handelsmonopol. Die Indianer wurden zu verschiedenen Formen von Zwangsarbeit herangezogen. - Im Laufe der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlor Spanien seine Kolonien mit Ausnahme von Kuba und Puerto Rico, die nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 den USA überlassen werden mussten. Santo Domingo (heute Dominikanische Republik) war 1861-65 noch einmal spanisch. Jamaika war schon 1655/60 an die Engländer gekommen.
 
Im asiatisch-ozeanischen Bereich wurden die Philippinen (ab 1565 von den Spaniern besiedelt) und Guam 1898 an die USA abgetreten. 1899 wurden die Marshallinseln, die Karolinen und die Palauinseln an das Deutsche Reich verkauft.
 
In Afrika suchte Spanien seit 1904 für die Verluste von 1898 in Marokko Ersatz, wo es die Herrschaft über Spanisch-Marokko (Rifgebiet) jedoch erst 1926 wirklich sichern konnte. 1954 verzichtete es auf die heutige südmarokkanische Provinz Tarfaya, 1956 auf seine nordafrikanische Kolonie Tetuán mit Ausnahme der Häfen Ceuta und Melilla, die spanischen Enklaven blieben (heute den Provinzen Cádiz beziehungsweise Málaga angegliedert), und erkannte die Unabhängigkeit und Unteilbarkeit Marokkos an. Seit November 1957 kam es zu Kämpfen zwischen marokkanischen Freischärlern und spanischen Truppen u. a. um die Enklave Ifni. 1958 erklärte die spanische Regierung die Kolonien Spanisch-Sahara und Ifni zu spanischen Provinzen. 1969 trat Spanien Ifni an Marokko ab. 1963 erhielt das letzte spanische Kolonialgebiet in Zentralafrika, Spanisch-Guinea, zusammen mit Spanisch-Sahara die innere Autonomie; 1968 wurde Spanisch-Guinea als »Äquatorialguinea« unabhängig. 1975 verzichtete Spanien zugunsten von Marokko und Mauretanien auf Spanisch-Sahara (Westsahara).

Universal-Lexikon. 2012.

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